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21.03.2017 - Eine Wirklichkeit erschaffen, in der wir einander verstehen

Wilhelmshaven, 21.03.2017 – Zu einer fachlichen Fortbildung mit dem Thema „Helfende Berufe und das Konzept der Radical Presence" hatte die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie kürzlich in die neuen Räume der Institutsambulanz eingeladen.

Die zweitägige Veranstaltungsreihe der Klinik fand auch in diesem Jahr mit über 100 Teilnehmern der Region große Resonanz.

Als Referentin und Kursleiterin begrüßte der Chefarzt der Klinik, Michael Schlicksbier-Hepp, die Professorin für Kommunikation der University of New Hampshire, Prof. Dr. phil. Sheila McNamee.

Gegenstand der Fortbildung waren nicht Techniken und Methoden der Behandlung von jungen Patienten. Es ging viel mehr um die Bedeutung und Wirkung der therapeutischen Haltung – einander zuhören, miteinander sprechen, sich begegnen, einander zu erkennen und anzunehmen. Die Teilnehmer wurden mitgenommen in die Welt der systemischen Denk- und Therapieweise.

Das Konzept der Radical Presence von Sheila McNamee bietet einen alternativen Blickwinkel auf das Verstehen von Problemen und damit auch zusätzliche Optionen für das Helfen. Als Vertreterin des sozialen Konstruktionismus geht Prof. McNamee davon aus, dass wir die Welt, die wir verstehen und wie wir sie verstehen, innerhalb sozialer Beziehungen mit unserem Fühlen und Denken im Dialog konstruieren. Tun wir dies mit jemandem gemeinsam mit Respekt und anteilnehmender Neugier, können wir eine gemeinsame Wirklichkeit erschaffen, in der wir einander kennen und verstehen lernen.

Reden wir aber voller Desinteresse oder respektlos übereinander bzw. aneinander vorbei, erschaffen wir alternative Tatsachen, eigene autistische Wahrheiten, die niemandem, nicht mal uns selbst etwas nützen. Wir bilden nur eine begrenzte Realität ab, wenn wir uns nur innerhalb unserer eigenen Reality-Show in unserem Kopf aufhalten.

„Das „Konzept der Radical Presence" basiert auf Kommunikationswissenschaften, Ethik und der Erkenntnistheorie. Das Verstehen von Problemen dient nicht dem Einordnen in Krankheitskategorein, sondern wird als gemeinsame Entdeckung von hilfreicher Bedeutung gesehen. Für die Helfenden ist ein flexibles Nachdenken über Sichtweisen, eine Sensibilität für Beziehungsaspekte und die Berücksichtigung der jeweiligen Situation wichtig", hob Prof. Sheila McNamee hervor.

In einem Workshop am zweiten Tag der Veranstaltung stand die praktische Umsetzung dieser Erkenntnisse innerhalb eines komplexen therapeutischen Alltags im Mittelpunkt. 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik tauschten sich engagiert mit der Referentin über ihre Arbeit aus und fanden viele Anknüpfungspunkte für ihre familientherapeutische Haltung.

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