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Am 2. Oktober ist Welt-Stomatag

Wilhelmshaven 29.09.2021 – In diesem Jahr findet der Welt-Stomatag zum 10. Mal statt. Die Idee der Initiatoren ist es, öffentlich auf Stomaträger und ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen und gleichzeitig Aufklärung zu leisten.
Was bedeutet „Stoma"? Ein Stoma ist eine künstlich geschaffene Körperöffnung zur Darm- oder Urinableitung. Dies kann zum Beispiel bei der Therapie von Darm- oder Blasenkrebs oder auch bei sehr starken Entzündungen des Darms erforderlich werden. „In vielen Fällen ist das Stoma nur eine vorübergehende Maßnahme und kann nach dem Abheilen der Operationswunden und der Therapie der Grunderkrankung zurückverlegt werden", erläutert Priv.-Doz. Dr. Alexandra König, Chefärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäß-chirurgie.
Für die Betroffenen bedeutet eine Operation, bei der ein Stoma angelegt wird, fast immer eine große Veränderung. Die Urin- und Stuhlausscheidung findet in unserer Kultur diskret statt und ist im hohen Maße tabuisiert. Das Thema ist bei Erwachsenen oftmals mit einem ausgeprägten Schamgefühl assoziiert. „Für Betroffene ist es oft ein Schock, wenn durch eine Operation die Fähigkeit verloren geht, Kontrolle über den Stuhlgang zu haben und sich Stuhl und Urin unkontrolliert in einen Beutel am Bauch entleeren. Sie fühlen sich manchmal regelrecht ausgeliefert", berichtet Anke Frerichs, Pflegeexpertin für Stoma, Kontinenz und Wunde am Klinikum Wilhelmshaven. Die Pflegeexpertin gehört zu einem eigenständigen Team speziell ausgebildeter Fachkräfte, die sich intensiv um die betroffenen Patienten kümmern und sie umfassend beraten und begleiten. Oft lassen sich viele Sorgen von Betroffenen mit der Zeit nehmen, wenn eine ausführliche Beratung erfolgt und die Patienten bei dem Prozess von der Aufklärung bis hin zum Erlernen der Selbstversorgung eines Stomas begleitet werden. Eine Patientin, die im Klinikum während einer Urlaubsreise notoperiert werden musste, berichtet: „Wenn ich an die ersten Tage zurück denke, voller Angst, Verzweiflung, Ekel, Hilflosigkeit. Meine größte Angst war immer ein Stoma, absolutes NoGo. Und jetzt weiß ich gar nicht, warum ich diese Panik hatte. Ich habe mein Stoma angenommen."
Die Patienten haben in ersten Beratungsgesprächen bereits vor der Operation die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen und über Ängste zu sprechen. Viele finden es erleichternd, bereits zu diesem Zeitpunkt Versorgungsmaterialien kennen zu lernen und zu hören, wie sich die neue Situation bewältigen lässt. Nach der Operation geht es darum, dass der Patient o-der die Patientin möglichst schnell erlernt, sich selbst zu versorgen. Neben der direkten Stomaversorgung gibt es viele Fragen, mit denen sich die Patienten beschäftigen: Kann ich duschen, welche Kleidung kann ich tragen, kann ich verreisen, muss ich meine Ernährung verändern, kann ich meinen Beruf weiter ausüben? Auch das Thema Stomarückverlagerung ist ein wesentlicher Bestandteil der Beratung: Da der After-Schließmuskel in der Phase mit dem Stoma keine Aufgabe hat, ist es wichtig, ihn gezielt zu trainieren, damit es dem Betroffenen nach der Rückverlagerung möglich ist, den Stuhl zu halten. Neben dem Beckenbodentraining gibt es das Bio-Feedback, das dem Betroffenen visualisiert, wie hoch der erzeugte Verschlussdruck ist. Sollte es nach der Rückverlagerung dennoch Probleme geben, steht die Stomatherapie den Betroffenen als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
„Wir sehen, dass neben der eigentlichen chirurgischen Leistung die Arbeit unseres Stoma-Teams sehr wertvoll und nachhaltig für unsere Patienten ist. Offen über Probleme sprechen zu können und gleichzeitig ganz pragmatische Hilfe zu bekommen, trägt ungemein zu der von uns angestrebten hohen Lebensqualität unserer Patienten bei", resümiert Chefärztin König.
Neben der professionellen Begleitung gibt es für die Betroffenen bereits in der Klinik die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Die ILCO, die Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Darmkrebsbetroffene, bietet einen Krankenhausbesuchsdienst an, damit Menschen, die sich nach einer Operation neu mit dem Thema befassen müssen, Unterstützung durch erfahrene Stomaträger finden. Oft ist es eine Erleichterung zu sehen, dass andere Stomaträger nur sehr wenige Einschränkungen durch das Stoma haben. Außerdem veranstaltet die ILCO Gruppentreffen, bei denen es die Möglichkeit eines Erfahrungsaustausches gibt.


BU: Anke Frerichs, Ingeborg Pucklitsch-Weyerts (ILCO), Priv.-Doz. Dr. Alexandra König

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