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23.05.2017 - Bester Start ins Leben
2. Wattenmeersymposium der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe findet großen Anklang
Wilhelmshaven, 23.05.2017 – Neue Aspekte der Pränatalmedizin, Geburtshilfe, Neonatolgie und der operativen Gynäkologie standen im Mittelpunkt des zweiten Wattenmeersymposiums der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums Wilhelmshaven, das kürzlich im „Le Patron am Meer" stattfand. Unter Leitung von Chefärztin Prof. Dr. Susanne Grüßner vermittelten die namhaften Referenten an zwei Tagen in 20 Fachvorträgen neueste Erkenntnisse ihrer Fachgebiete und diskutierten mit den zahlreichen Teilnehmern des Symposiums in sehr angeregter Atmosphäre.
Am ersten Tag, der sich fachlich der Pränatalmedizin, Geburtshilfe und Neonatologie widmete, begrüßte Prof. Grüßner 90 Teilnehmer.
Dr. Marcus Schmitt, Chefarzt der Medizinischen Klinik II, stellte ein modernes Verfahren vor, wie durch die Implantation eines Stents Schwangeren mit einer akuten Schwangerschaftscholestase geholfen werden kann. Diese kann unbehandelt zu einer Leberfunktionsstörung führen und somit zur Gefahr für Mutter und Kind. Durch diese minimalinvasive Methode kann auf einen operativen Eingriff verzichtet werden.
Impfungen von Schwangeren und Neugeborenen sind laut dem Robert -Koch-Institut (RKI) aufgrund der zunehmenden Impfmüdigkeit ein aktuelles Thema, da in den ersten Lebensmonaten Neugeborene auf die Leihimmunität durch Antikörper der Mutter angewiesen sind. Dieser Nestschutz kann aber nur von Schwangeren übertragen werden, die durch einen vollständigen Impfschutz selbst über Antikörper verfügen, führte Prof. Dr. Evelyn Kattner aus.
Priv.-Doz. Dr. Franz Bahlmann, Experte bei Mehrlingsschwangerschaften berichtete, dass Zwillinge, die sich nur einen Mutterkuchen teilen, bei nahezu analogen sonografischen Schätzgewichten auch ohne Kaiserschnitt, ganz natürlich, ohne höhere Risiken zwischen der 37.- 38. Schwangerschaftswoche auf vaginalem Weg in Perinatalzentren Level I – II geboren und versorgt werden können.
Auf gute Ergebnisse bei der mehrzeitigen Entbindung bei Mehrlingen mit Frühgeburtsbestrebungen ab der 25. Schwangerschaftswoche verwies Dr. Antje Allendorf. Die Verlängerung der Schwangerschaft des bisher ungeborenen Zwillings oder Drillings um 2 – 4 Wochen bedeute einen großen Vorteil, Dr. Antje Allendorf.
Das Neonatologische Outcome und der Start ins Leben wird bestens vorbereitet durch die Neugeborenenmedizin in Perinatalzentren, die eine Eins-zu-Eins Versorgung sicher stellen, so Dr. Thomas Liebner, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Wilhelmshaven.
Die chronische Plazentaunterfunktion u.a. durch Nikotingenuss in der Schwangerschaft, kann, so Prof. Ralf Schild, derzeit am besten durch die nichtinvasive Dopplersonographie rechtzeitig erkannt werden.
Ist diese engmaschige Überwachung bei Plazentaunterfunktion und geringen Weiterwachstum des Ungeborenen nicht gegeben, kommt es immer wieder zu einem unbemerkten Versterben des Kindes im Mutterleib.
Eine Ursache können möglicherweise unbemerkte, obstruktive Schlafapnoe- Atempausen aufgrund der Volumenzunahme des Bauchumfanges oder der Zwerchfellbeeinträchtigung der Schwangeren sein legten Dr. Andreas Möller und Dr. Dagmar Norden sowie Reinhold Wagner dar.
Der Dammschutz bei der natürlichen Geburt ist wichtig, um Geburtsverletzungen höheren Grades zu vermeiden. Dies lässt sich durch eine aufrechte Gebärhaltung, im Vierfüßlerstand oder in der Seitenlage nach allen nationalen und internationalen Untersuchungen gewährleisten, so Peggy Seehafer.
Da Herzfehler zu den häufigsten fetalen Fehlbildungen zählen, ist die fetale sonografische Herzdiagnostik wichtig. Auffälligkeiten und die postpartale Versorgung durch die Neonatologen und die Kinderkardiologen werden mit den Eltern besprochen. Die nach der Geburt anstehende professionelle Hilfe für das Kind steht dabei im Mittelpunkt, denn, und dies ist eine gute Nachricht, nahezu alle Herzfehler sind heutzutage behandelbar, hob Dr. Hans-Peter Hagenah hervor.
Der 2. Symposiumstag stand ganz im Zeichen der neuen Entwicklungen in der operativen Gynäkologie und fand bei den rund 80 Teilnehmern ebenfalls große Resonanz.
Der Wächterlymphknoten steht nicht nur beim Brustkrebs sondern nun auch bei allen weiteren gynäkologischen und genitalen Krebsformen im Fokus. Dabei spielt die Markierung mit fluoreszierenden Substanzen eine Rolle, die bisher nur in Expertenhand national und international erprobt und angewandt wird. Eine vielversprechende Entwicklung, die zur Reduzierung der operativen Narkosezeit und zu geringeren Nebenwirkungen durch Lymphstauungssymptome nach radikalen Operationen führt, so Prof. Hermann Hertel.
Die Robotergestützte endoskopische Chirurgie ist auch in der operativen Gynäkologie in Deutschland im Einsatz, berichtete Priv.- Doz. Dr. Yves Garnier. Der Arzt sitzt wenige Meter vom Operationstisch entfernt an einer Computerkonsole und steuert spezialisierte Roboterarme.
Die multiviszerale Resektion beim Eierstockrebs wird im Klinikum durchgeführt. Diese kann für die Patientinnen eine Lebenzeitverlängerung erreichen ohne dabei die Lebensqualität zu verlieren, so Priv.-Doz. Dr. Alexandra König.
Die neoadjuvante Chemotherapie beim nicht-metastasierenden Mammakarzinom ermöglicht häufig eine Reduktion des Tumoranteils und schafft damit u.a. bessere Voraussetzungen für eine erfolgreiche, nachfolgende Operation. Dies erläuterten Frau Dr. Tanja Trarbach, Direktorin des Zentrums für Tumorbiologie und Integrative Medizin (ZTI) und Bert Holmer an Fallbeispielen aus dem interdisziplinären Klinikalltag.
Etwa 15 % aller Brustkrebspatientinnen haben ein triplenegatives Karzinom, das mit neuen Therapieverfahren wie Antikörpertherapien und Immunmodulatoren vielversprechend behandelt werden kann, führte Prof. Jörg Engel, aus.
Einen Übersichtsvortrag der derzeitigen Wiederherstellenden Verfahren in Kombination mit plastisch ästhetischen Eingriffen beim Brustkrebs gab Privatdozent Dr. Heiko Franz. Chefarzt.
Das zweitägige Symposium mit gelungener Kombination aus Praxis und Wissenschaft fand große Zustimmung bei allen Teilnehmern und findet eine Fortsetzung mit aktuellen Themen im kommenden Jahr, verspricht Prof. Grüßner.
„Wir sind sehr stolz, dass es uns bereits mit dem zweiten Wattenmeersymposium gelungen ist, bundesweite Experten nach Wilhelmshaven zu holen und eine sehr erfolgreiche Veranstaltung mit einem umfassenden Vortragsprogramm und fachlicher Diskussionen vor der Kulisse des Wattenmeeres anzubieten", hebt der Geschäftsführer, Reinhold Keil, hervor. „Das ist nicht nur beste Werbung für unser Klinikum, sondern auch für unsere Stadt und Region."