Pressemitteilungen
02.06.2016 - Überzeugender Start des ersten Symposiums mit dem Blick aufs Watt
Umfangreiche Informationen über gynäkologische, geburtshilfliche und neonatologische Medizin und deren Fortschritt
Wilhelmshaven, 13.06.2016 – Renommierte Spezialisten verschiedener Fachgebiete stellten kürzlich Themen der modernen Medizin ‚rund um Frau und Kind' beim 1. Wattenmeersymposium vor, welches unter der Leitung und Moderation von Prof. Susanne Grüßner, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums Wilhelmshaven stattfand. Am Freitagmorgen hielt Dr. Thomas Liebner, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Spezialist für Früh- und Neugeborenmedizin, den ersten Vortrag über die Zytomegalieinfektion, die häufigste in der Schwangerschaft übertragene Erkrankung und ihre lebenslangen Spätschäden für das Kind. Eine mögliche vorgeburtliche Screeninguntersuchung sei bisher durch den Gesetzgeber nicht vorgesehen. Perinatalkliniken böten die besten Versorgungsmöglichkeiten für Sorgenkinder (Frühgeborene oder/und Neugeborene mit Fehlbildungen) und unterstützen eine optimale zukünftige geistige und körperliche Entwicklung der Kinder, so Dr. Antje Allendorf (Uniklinikum Frankfurt, Neugeborenen-medizin). Angeborene Nierenfehlbildungen seien im Mutterleib differenzierbar und bei frühzeitiger spezialisierter kinderärztlicher Diagnostik größtenteils therapierbar, so Dr. Barbara Enke, Oberärztin am Klinikum und Kindernephrologin.
Prof. Evelyn Kattner (Hannover), ehemalige Präsidentin der Perinatologischen Gesellschaft, zeigte, welche Früh- und Spätfolgen für das Neugeborene bei Gestationsdiabetes oder Drogenkonsum der Schwangeren entstehen können. Prof. Frank Louwen, (Universitäts-klinikum Frankfurt, Geburtsmedizin) erörterte, dass bei mütterlicher Adipositas während der Schwangerschaft neben anderen Risiken Herzfehler des Kindes und Totgeburten auftreten können. In Deutschland seien statistisch insbesondere junge Schwangere in Kleinstädten übergewichtig und mit Diabetes Typ II belastet. Dieser Trend setze sich bei Kindern und Kindeskindern fort. Um dieses Problem anzugehen „müssen die Partner mit ins Boot geholt werden", unterstrich Humangenetikerin Priv.-Doz. Dr. Stephanie Spranger (Bremen). „Unsere Lebensweise prägt unsere Gene, die auch der Vater an das Kind weitergibt." Ein gemeinsamer Lebenswandel des Paares sei dabei bereits bei der Planung einer Schwangerschaft zielführend. Des Weiteren berichtete Dr. Spranger über Ursachen,
die Kleinwuchs bedingen und wie neue genetische Analyseverfahren helfen, auf eine frühe Therapie hinzuweisen. Das erste Schwangerschaftsdrittel sei entscheidend für die frühzeitige Erkennung von Erkrankungen der Gene und für Organschäden insbesondere des Herzens und Gehirnes des Ungeborenen, dies gelte für Einlings- und Mehrlingsschwangerschaften, waren sich die Pränatalmediziner aus Berlin, Hannover und Rotenburg einig. Aus geburtshilflichen Notfällen lernen und diese im weltweiten gynäkologischen Netzwerk nutzen, darüber berichtete Silvia Berlage (QM im Gesundheitswesen, LÄK Hannover). Schwangere und ihre behandelnden Gynäkologen solle ein professionelles Kompendium in Form einer App geboten werden um die beste Therapie zu finden. Diese telemedizinische Innovation wird durch die Frauenklinik des Klinikums mitgestaltet.
Dr. Andreas Möller, Schlafmediziner und HNO-Arzt, stellte heraus, dass Schlafapnoe insbesondere bei Nikotinkonsum und Übergewicht auch bei Frauen, die nicht schwanger sind, mit erhöhtem Risiko für Hirn- und Herzinfarkt einhergehe. Inwiefern Schlafapnoe in der Schwangerschaft ein Risiko für Mutter und Ungeborenes darstellt, solle künftig näher untersucht werden. Beim Thema Schwangerschaftsabbrüche, unterstrich der Medizinethiker Dr. Gerald Neitzke (Hannover) die Konflikte zwischen den medizinisch-ethischen Entscheidungen und Gesetzesvorgaben. Bei tubarer Sterilität, berichtete Dr. Christof Reiche, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe, Krankenhaus Varel, können mikrochirurgische Verfahren am Eileiter helfen, den Kinderwunsch zu realisieren.
Die neuesten gyn-onkologischen konservativen und operativen Verfahren erläuterte Prof. Hermann Hertel (MHH Hannover). Studien zeigen, dass Operationen mit einem weniger invasiven und individualisierten Vorgehen bei gynäkologischen Krebserkrankungen bessere Ergebnisse lieferten. Nach großen operativen Verfahren könne die Beckenbodeninstabilität und Inkontinenz durch professionelle Physiotherapie minimiert werden, so Astrid Elpel-Schulze, Leiterin der Physiotherapie Klinikum. Dr. Tanja Trarbach, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Tumorbiologie und Integrative Medizin des Klinikums betonte ebenfalls, dass gezielte Therapien, insbesondere die Immuntherapie, vielversprechende Ergebnisse bei Brustkrebspatientinnen liefern. Brustkrebs im unheilbaren Stadium rücke den Fokus auf Palliativmedizin und Psychoonkologie, unterstrich Dr. Christian Mozek (Chefarzt der Inneren Medizin, Hämatologie, Internistischen Onkologie und Palliativmedizin des Klinikums). Bei selteneren Krebserkrankungen, wie dem Vulvakarzinom sei der Bedarf an schonenden operativen Therapien hoch, damit ‚Frau sich noch als Frau fühle', ohne Abstriche der Sicherheit hinnehmen zu müssen, so Enzia Selka, 1. Vorsitzende der VulvaKarzinom SHG e.V..
Ein positives Fazit zieht Prof. Grüßner: „Das Symposium bot ein Forum zum interaktiven Austausch von Fachwissen und für praxisnahe Diskussionen. Die erfolgreiche Veranstaltung bestätigt, dass das Wattenmeersymposium keine Einzelveranstaltung bleibt, sondern den Auftakt für eine Veranstaltungsreihe der nächsten Jahren bildet."