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Wilhelmshaven, 06.09.2019 - Psychiatrisches Kolloquium in Wilhelmshaven: Insgesamt deutlicher Rückgang von Suiziden in Deutschland

Wilhelmshaven, 06.09.2019 – Am vergangenen Wochenende fand unter Leitung von Prof. Dr. Here Folkerts, dem Chefarzt der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Wilhelmshaven das alljährliche psychiatrische Kolloquium mit drei geladenen externen Referenten statt. Prof. Dr. Thomas Reker (LWL Klinik, Münster) fokussierte in seinem Vortrag auf das Thema Suizidalität. In Deutschland sterben jährlich etwa 11.000 Menschen durch Suizid. Suizidalität ist aus psychiatrischer Sicht zumeist Symptom, Ausdruck und Folge einer psychischen Störung. Es lassen sich dabei biologische, psychologische und soziale Ri-sikofaktoren für Suizidalität bestimmen. Suizidalität und die dahinterstehenden psychischen Störungen müssen behandelt werden. So hoch die Zahl von ca. 11.000 vollendeten Suiziden pro Jahr in Deutschland auf den ersten Blick erscheinen mag, so ist bemerkenswert ist, dass sich die Zahl innerhalb der letzten 30 Jahre etwa halbiert hat. Dies ist nicht zuletzt Folge von verbesserter psychiatrischer Versorgung sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen. Ein ganz wesentlicher Punkt ist allerdings auch, dass es heutzutage deutlich stärker akzeptiert ist, sich überhaupt wegen Depression oder ähnlicher Erkrankungen in Be-handlung zu begeben.

Die Chefärztin der forensischen Klinik (Klinikum Bremen Ost) Ute Franz berichtete von den Herausforderungen der gerichtlichen (forensischen) Psychiatrie. Hierbei handelt es sich um einen Sonderbereich der Psychiatrie, in dem psychisch Kranke behandelt werden, die straffällig geworden sind. Die gesetzlichen Regelungen sind in gewissem Umfang in den letzten Jahren verändert worden. Letztendlich richtete Frau Franz einen Appell an die Allgemeinpsychiatrie, noch konsequenter psychiatrische Erkrankungen zu behandeln, um Krankheitsepisoden schneller abzumildern und letztendlich damit Straftaten zu verhindern. So kommt es häufig vor, dass Patienten mit schizophrenen Psychosen ihre Medikation absetzen, dann aktive Krankheitssymptome entwickeln und zum Beispiel unter Verkennung der Situation Straftaten begehen. In solchen Fällen können die Gerichte auch eine längerfristige stationäre Behandlung in einer gerichtlichen (forensischen) Psychiatrie anordnen.

Einen ganz anderen Bereich der Psychiatrie hatte der Vortrag von Dr. Katherina Hösl zum Inhalt. Die leitende Oberärztin des Klinikums Nürnberg beschäftigt sich unter anderem mit den speziellen Aspekten der Sport-Psychiatrie. Der Suizid des Nationaltorwarts Robert Enke erregte damals die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit und gewährte Einblicke in die besonderen Dimensionen des Falls. Katherina Hösl diskutierte mit den Teilnehmern das teilweise sehr schwierige Verhältnis zwischen behandelnder Ärztin, dem betroffenen Sportler und dem Verein beziehungsweise Trainer. Gerade im Leistungssport bzw. Profisport kann übermäßiger Druck von außen auch die Wahrscheinlichkeit für depressive Erkrankungen fördern und die Behandlung erschweren. Auch das Thema Doping wurde von ihr thematisiert. Die aktuellen Regeln der WADA, der Welt-Anti-Doping-Agentur sind dabei auch für Behandler potenziell von größerer Bedeutung.

Zum Abschluss der Veranstaltung wurden von Prof. Dr. Here Folkerts die gerade von der Fachgesellschaften DGPPN aktualisierten Behandlungsleitlinien für schizophrene Psychosen dargelegt. In der Behandlungsleitlinie wird in besonderer Weise die Individualität der Behandlung, die Berücksichtigung der Patientenwünsche und die psychotherapeutische Versorgung dieser Patientengruppe herausgestellt. Gleichzeitig werden aber in bestimmten Behandlungssituationen auch neben der Pharmakotherapie (medikamentöse Therapie) be-stimmte somatische Behandlungsverfahren wie EKT und Magnetstimulation von den Fachgesellschaften angeraten. Einige praktische Behandlungsbeispiele der psychiatrischen Klinik in Wilhelmshaven wurden von Prof. Folkerts mit den fast 70 Teilnehmern des psychiatrischen Kolloquiums diskutiert. Insgesamt stellte der Chefarzt fest, dass das Interesse am psychiatrischen Kolloquium in Wilhelmshaven anhaltend groß ist; das Fach Psychiatrie und Psychotherapie ist eine Disziplin, die viele Neuerungen aufweist, die zu einer Verbesserung der Behandlung psychiatrischer Patienten führen.

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